So mancher Spieler der Deutschen Meisterschaft wird sich das Teilnehmerfeld vorher ansehen und sich einige Notizen machen. Der LSV hat zwei "Teilnehmer" am Start, die ganz anders an die Sache herangehen.

Auch unser Dirk Lampe geht derzeit ins DEM-Trainingslager. Stimm-, Atem- und natürlich Fingerübungen sind angesagt, schließlich will Dirk die ganze Meisterschaft über die Partien live kommentieren. Also, etwas in der Art, er wird sich schon vorbereiten. Jeden Tag will er um 14.30 Uhr mit seiner Analyse im separaten Raum den Zuschauern die Spieler näher bringen – für die Meisterschaftsteilnehmer ist der Ort natürlich verboten. „Ich hoffe auf ein zahlreiches Publikum, dass sich an der Analyse beteiligt“, sagt Dirk.

Er setzt während der Partieschau voll auf den Dialog mit seinen Gästen. „Es soll ja hauptsächlich Spaß bringen. Wie schätzen die Zuschauer die Stellung ein, welchen Zug halten sie für den besten Zug, welche Pläne sind ratsam, das wollen wir uns gemeinsam erarbeiten.“ Gang und gebe ist ja mittlerweile bei der Betrachtung einer Partie, dass im Hintergrund eine Schach-Software läuft. Wie intensiv Dirk auf diese spielstarken Programme zurückgreifen wird, vermag er jetzt selbst noch nicht zu sagen. „Das liegt an den Stellungen, die auf das Brett kommen. Aber vielleicht hole ich mir hier und da einmal einen Hinweis ab, wie die Rechner die Partie einschätzen.“ Der eigene Kopf soll schon eher gefordert werden.

Auch die letzte Partie des Tages will Dirk mit den Zuschauern ergründen, es könnte also immer ein langer Tag werden. „Ich werde zwischendurch auch eine kurze Pause machen.“ Gespannt ist Dirk auch, ob einige Teilnehmer des Turniers nach ihrer Partie in den Analyseraum kommen. „Wenn die dann ihre Partie vorführen wollen, beschränke ich mich auf die Moderation.“

Dirk Lampe spielte übrigens 1997 bei der Deutschen Meisterschaft in Gladenbach mit und erreichte dort 4 Punkte.

Training, das steht für Marco Frohberg ohnehin regelmäßig an. Allerdings ist er da eher mit seinen Schülern beschäftigt. "Ich will bei der Deutschen Meisterschaft schon spielen, aber..." Marco ist Ersatzmann. Nur wenn ein regulärer Teilnehmer vor der ersten Runde ausfällt, darf er mitmachen - das Teilnehmerfeld soll eben immer eine gerade Anzahl an Spielern aufweisen. Es gibt nur kampflose Partien, wenn während des Turniers ein Spieler erkrankt, dieser Ausfall wird nicht kompensiert.

Mit Freiplatzanträgen ist derzeit nicht mehr zu rechnen. Und dann ist auch noch die Frage, ob die Turnierleitung dem Antrag zustimmt. "Ich gehe also zur ersten Runde und warte ab, ob ich teilnehmen darf." Wenn nicht, dann eben nicht.

"Als mir dieser Ersatzmannstatus angeboten wurde, war ich ein wenig aufgeregt, aber das ist schnell verflogen." Schließlich hat Marco schon DEM-Erfahrung. 1998 spielte er in Bremen mit. Ein legendäres Turnier, weil es im Umfeld des 100. Geburtstages des Bremer Sportvereins angegliedert war - der Preisfond war deshalb beachtlich geworden, das Teilnehmerfeld gespickt mit Titelträgern. Marco holte damals 3,5 Punkte.

Diesmal sieht es so aus, dass Marco Zuschauer bleibt. "Ich kann mich deswegen auch gar nicht vorbereiten, sondern ich arbeite ganz normal an meinem Schach. Wenn ich aber mitspielen darf, dann habe ich mir 4,5 Punkte fest vorgenommen."