SK Norderstedt erneut Mannschaftspokalsieger

Es war eher ein Keuchen und Pusten als ein Hauen und Stechen, als sich gestern Mittag mindestens 5 stärker erkältete Spieler im Norderstedter Rathaus zum diesjährigen Mannschaftspokalfinale trafen. Ich weiß nicht, ob wir alle die Dopingkontrolle überstanden hätten, an den Brettern waren als Waffen allerdings nur noch mehrere Packungen Taschentücher bereitgelegt.

Leichte Vorteile auf Seiten der Norderstedter, bei denen mir die beiden Schwarzbretter Michael Kopylov und Thomas Kahlert fit erschienen, während bei uns nur Kevin einen gesunden Eindruck machte. Was soll's, so ist das, wenn das Wetter schlechter wird. Da muss man durch...

Werfen wir einen Blick auf die einzelnen Begegnungen:
Am Spitzenbrett traf Martin Kololli wie erhofft auf Michael Kopylov. Aus einem c3-Sizilianer wurde rasch ein Tarrasch-Franzose (1. e4 c5 2. c3 e6 3. d4 d5 4. Sd2), in dem dann der Kadertrainer von Martin eine kleine Aufgabe für seinen Schützling bereit hielt. (4. ... cd4 5. cd4 Sc6 6. Sf3 Lb4!?) statt nun mit 7. e5 abzuschließen, bestand Martin auf dem Isolani-Konzept, was ihn jedoch nach 7. Ld3 de4 8. Le4 Sf6 zwang mit 9. Lc6 bc6 Läuferpaar und Initiative abzugeben.
Das war keine gute Idee. Nach den weiteren Zügen 10. 0-0 0-0 11. a3 Le7 12. Dc2 Dd5 stand er bereits arg passiv und entschloß sich daher, nach 13. Te1 c5!? 14. Te5 Dd8 15. dc5 Sd7 mittels 16. b4? (16. Te3 Sc5 17. b4 Sd7 18. Lb2 Lb7 geht sogar noch!) die Qualität zu opfern. Michael nahm das Geschenk an und nach 16. ... Sxe5 17. Sxe5 Dd5 18. Lb2 Lb7 19. Sdf3 Tfd8 20. Tac1 Tac8 ergab sich nur noch ein Spiel auf lediglich ein Tor.

An Brett 2 wiederholte sich die Spitzenbegegnung des Vorjahres. Dort trafen nämlich Emil Powierski und Kevin Kololli aufeinander. Rasch wiederholte man die Züge des Vorjahres [Event "?"]
1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. d4 cd4 4. Sd4 g6 5. c4 Lg7 6. Le3 Sf6 7. Sc3 O-O 8. Le2 d6 9. O-O Sd4 10. Ld4 Sd7, mit denen Kevin ein schnelles Remis erreichen konnte. Da ich den letzten schwarzen Zug schon im Vorjahr kritisch anmerkte, vermutete ich, dass Kevin sich das noch einmal angesehen hatte und vielleicht wieder schnell Ausgleich erzielen konnte. Wohl eher nicht, denn nach der Folge 11. b4 Ld4 12. Dd4 Se5?! 13. Sd5 Le6?! 14. Tfd1 Sc6?! 15. Db2 a5 16. b5 Ld5 17. Td5 Db6 18. Tb1 stand er schon jenseits von Gut und Böse. Emil lies dann auch nichts mehr anbrennen, so dass bedingt durch unsere beiden Spitzenbretter der Kampf schon frühzeitig für die Norderstedter entschieden war.

Ich selbst traf an Brett 3 mit den schwarzen Steinen auf Benedict Krause.
Nachdem ich schon in der Woche zuvor gegen Hans Werner Stark Italienisch geübt hatte und auch keine Lust auf einen Lb5-Sizilianer hatte, beschloss ich, es mit Russisch zu probieren. Was ich gleich nach dem 3. weißen Zug bereute. (1. e4 e5 2. Sf3 Sf6 3. d4) Da kennt sich Bene sicherlich besser aus als ich. Was tun? Ich entschloß von den theoretischen Pfaden abzuweichen und eine etwas passive Spielweise an den Tag zu legen, um meinen Gegner auch aus dem Buch zu bringen. (3. ... Se4 4. Ld3 d5 5. Se5 Le7?!) Ich hatte Erfolg damit, denn nach 6. 0-0 0-0 entschied er sich zu 7. Sd2 statt des aktiven 7. c4!? und nach 7. ... Sf6 8. Te1 Sc6 9. c3 Se5 10. de5 erreichte ich eine in etwa ausgeglichene Stellung. Einziger aber gewichtiger Nachteil, ich hatte schon die Hälfte meiner zur Verfügung stehenden Bedenkzeit verbraucht. Nach weiteren 10 Zügen spielte ich nur noch auf Inkrement, was gegen einen taktisch versierten Gegner wie Bene nicht gerade einfach ist. Trotzdem konnte ich die Stellung beisammen halten und nachdem die Zeitkontrolle überstanden war, die Siege an den Spitzenbrettern eingefahren waren und unsere Stellung sich zunehmend zu einer gegenseitigen Blockadestellung entwickelt hatte, einigten wir uns auf Remis.

Bleibt die letzte Partie, in der Alexander am 4. Brett auf Thomas Kahlert traf. Ich muss sie aus den Eindrücken aus meinem Gedächtnis wiedergeben, aber sobald Alexander mir seine Partie schickt, werde ich hier Details ergänzen.

Alexander ist ja mit Weiß eine Bank, weshalb ich bei seiner Partie immer das gute Gefühl hatte, dass am Ende auch etwas zählbares dabei heraus käme. Er spielte seine gewohnten Aufbauten gegen Grünfeld-Indisch, aber auch Thomas Kahlert schien mir auf der Höhe und so ergab sich ein Kampf auf Augenhöhe. Irgendwann im tiefen Mittelspiel konnte Alexander dann doch den Druck erhöhen und durch einen taktischen Witz konnte er dann eine Qualität erobern.
In der Folge spielte Alexander dann etwas hastig, wodurch er es sich für mein Gefühl etwas schwer machte und in ein Endspiel T-L bei beiderseits drei Bauern auf dem Königsflügel einbog. Mein Kenntnisstand: "theoretisch gewonnen, aber wie?"
Auch hier spielte Alexander überhastet zog zu rasch seine Bauern vor tauschte und es ergab sich ein Endspiel T + h5-Bauer gegen Le6+Bf7, das theoretisch remis sein sollte.
Das wussten sowohl Alexander als auch sein Gegner. Aber trotzdem gab Alexander trotz längst entschiedenem Mannschaftskampf nicht klein bei, versuchte alles und wurde sogar noch belohnt für seine Zähigkeit. Im entscheidenden Moment nahm Thomas Kahlert seinen Läufer von der richtigen Diagonal, kam nicht mehr dorthin zurück und musste Alexander nachh über 90 Zügen zum vollen Punkt gratulieren.

So endete das Pokalfinale mit einem vollauf verdienten 2.5-1.5-Sieg der Norderstedter, die damit ihren Vorjahres-Titel verteidigten.
Qualifiziert für die nächste Runde auf Bundesebene sind beide Mannschaften. Hoffen wir das beste, auf dass Schleswig-Holstein dort möglichst weit kommen möge.