„Die Erinnerung ist das einzige Paradies aus dem wir nicht vertrieben werden können“ (Jean Paul). Also werfen wir einen weiten Blick zurück in die 70ger. Der LSV war ein Verein mit knapp 100 Mitgliedern, allerdings schon damals mit einer starken Jugendarbeit. Namen wie die Brüder Sieg, Michael Ehrke, Michael Dreyer, Andreas Richter, Stefan Lindemann oder auch, wenn auch etwas später, Ullrich Krause, Thilo Koop, Stephan Schiebuhr und Ecki Reuß legen hiervon beredtes Zeugnis ab.

 

Unser Spiellokal war im „Turnerschaftshaus“, An der Mauer, bevor Ende des Jahrzehnts die Stavenstraße ihr Mythos entwickeln konnte.

Die erste Mannschaft spielte damals in der Nordliga, in etwa vergleichbar mit der heutigen Oberliga und das Mannschaftsgefüge war eine bunte Zusammensetzung quer durch die Republik. Neben den Eigengewächsen wie Andreas Longwitz, Lutz Klibor, Bernd Erdell und Fricis Cinovskis wurde das Team angereichert durch Hamburger (Andreas Liersch, Peter Horn) und Berliner (Manfred (Max) Witte, Peter Rahls) Spieler. Teamcaptain damals unser heutiger Ehrenvorsitzender Gernot vom Ende. In der zweiten Hälfte der 70ger Jahre löste sich diese Mannschaft weitgehend auf und neue Wege wurden beschritten. Zwar gab es hier und da noch lose Kontakte aber auch das verlor sich irgendwie mit der Zeit.

Wozu dieser Rückblick und dieser Anlauf? Nun, im April dieses Jahres erreichte mich diese E-Mail:

Lieber Eckhard,

gestern gab es in meinem Schachverein VfB Hermsdorf eine Vorstandssitzung, auf der beschlossen wurde, dass wir im Herbst wieder eine Schachreise machen wollen. Über den Termin waren wir uns bald einig: Es soll eine der Wochenenden 1.10/2.10 (+3./10?) oder 8.10./9.10. sein. Bloß das Reiseziel war noch nicht klar. Meine Idee war: Lübeck, was mir noch in guter Erinnerung geblieben ist.

Auf unseren bisherigen Reisen gab es stets am Sonnabendabend ein Blitzturnier "jeder gegen jeden" (Scheveninger System) und am Sonntagvormittag einen "normalen" Mannschaftskampf.

Was hältst du von dieser Idee?

Übrigens: Eure 1. Mannschaft ist außen vor: Die ist zu stark für uns Stadtklässler.

Herzliche Grüße (auch an Uli und Elke und, wer mich sonst noch kennt): Manfred "Max" Witte“.

Welche Überraschung und welch tolle Idee, die nur noch der Umsetzung harrte und nach einem umfangreichen E-Mail- Verkehr war es am verlängerten Wochenende (01.-03.10.16) dann soweit.

Am 01.10.16 reisten unsere Berliner Schachfreunde (16 Personen mit Damen – und Hund). Zunächst ging es zur Schlossbesichtigung nach Schwerin und schließlich weiter nach Bad Segeberg. Bad Segeberg? – richtig gelesen. Bei der Hotelbuchung gab es aufgrund des „Kleingedruckten“ unerwartete Probleme und man wich nach Bad Oldesloe aus (Lübeck war ausgebucht). Auch dort konnte man nicht bleiben („bedauerlicher Computerfehler“) und Ziel dieser Odyssee war schließlich Bad Segeberg. Dieser unerwartete Hotelwechsel führte aber leider auch dazu, dass unser fest eingeplantes gemeinsames Abendessen beim Italiener ins Wasser fiel, da man verständlicherweise deswegen nicht extra nach Lübeck kommen wollte und es vorzog, in Bad Segeberg zu speisen.

Der erste Programmpunkt hieß am Sonntag, d. 02.10.16 dann Niederegger. Für 10.00 Uhr hatten wir einige Tische reserviert und als unsere Gäste eintrafen, konnte man sich erstmal an Kaffee, Kuchen, Marzipanschokolade oder Zweitfrühstück laben. Max hatte sich erstaunlicherweise so gut wie kaum verändert und so stand zunächst das „erinnerst Du Dich?“ auf der Tagesordnung.

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Ein Spaziergang durch die Lübecker Altstadtfest schloss sich an, bevor wir uns am Nachmittag an Bord der Barkasse „Adolf Stühff“ begaben und die Berliner konnte bei einer einstündigen Rundfahrt (Obertrave, Untertrave, Hansehafen, Klughafen, Kanal, Malerwinkel) unsere schöne Hansestadt von der Wasserseite kennen lernen.

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Ein Abstecher nach Travemünde mit Fischbrötchen war natürlich auch ein „Muss“, bevor wir uns dann gegen 18.00 Uhr im LSV-Klubheim zu einem Blitzduell trafen. Jede Mannschaft hatte 12 Spieler nominiert und gespielt wurde ein 12rundiges Mannschaftsturnier (Scheveninger System), bei dem die LSV-Blitzer letzten Endes zwar einen deutlichen Sieg einfuhren. Zuvor fanden die beiden Vorsitzenden Martin Hamann (VfB Hermsdorf) und Thilo Koop (LSV ) erwärmende Begrüßungsworte.

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Den Abschluss des Besuchsprogramms gab es anderntags erneut in unserem Klubheim. Diesmal kein Blitz, sondern „ernsthaftes Schach“. Wir, der LSV, wechselte das Team vom Blitzturnier auf 6 Positionen aus. Gespielt wurde mit einer Bedenkzeit von je 2 Stunden und als der Uhrzeiger gegen 14.00 Uhr rückte stand ein 6:6 auf dem Zettel. Schöner kann ein solcher Freundschaftskampf kaum enden. Hier schaute auch zum Thema Erinnerungen Andreas Longwitz vorbei.

Lübecker SV    6:6    VFB Hermsdorf
Lampe, Dirk   1:0   Lawrenz, Alexander
Poghosyan, Tigran   1:0   Burger, Heinrich
Koop, Thilo   remis   Schmidt, Carsten
Bosselmann, Tom Linus   remis   Glatthor, Thomas
Berger, Joachim   remis   Witte, Manfred
Böttcher, Ulrich   remis   Rakowski, Dr. Stefan
Erich, Jürgen   0:1   Hamann, Martin
Weiss, Michael   1.0   Niemann, Dr. Andreas
Stomprowski, Eckhard   1:0   Friedrich, Jörg
Matinyan, Robert   0:1   Thiele, Thorsten
Naujoks, Hans   0:1   Körner, Reinhard
Schnell, Andrea   0:1   König, Bruno

 

 

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Während die Gäste im unteren Mannschaftsteil überzeugten, wussten wir als Gastgeber im oberen Bereich gegenzuhalten. Hier die Partien der Spitzenbretter:

 

Unser Treffen ging zu Ende. Die Berliner nahmen Abschied und, wer weiß, vielleicht gibt es mal ein Wiedersehen in der Hauptstadt. Übrigens, Näheres über den in B-Frohnau beheimateten Verein kann man hier erfahren.