“Such is the vastness of his genius that he can outwit even himself.” (Steven Erikson)

Um 10:00 ging das Spiel in Elmshorn los. 8 Lübecker gegen 6 Elmshorner? Sowohl Brett 1 als auch Brett 8 kamen zum Heimspiel zu spät. Mich plagte zu dieser Zeit eine andere Frage: Welche Runde spielen wir? Ich nutzte also die Zeit, in der mein Gegner noch nicht da war, um mich umzusehen und die richtige Rundenzahl zu erfahren. An nur zwei Brettern war dieses Feld auf dem Partieformular ausgefüllt. Zur Auswahl stand eine 6 und eine 5 mit Fragezeichen dahinter.

Wenig später kam dann auch mein Gegner. Wie schon gegen Kiel kam bei mir die Najdorf Variante aufs Brett. Mein Gegner spielte besonders gierig, zog schnellstmöglich b5 und b4, um meinen Bauern auf e4 zu erobern. Die Stellung war schon deutlich besser für mich, ich musste mich nur normal entwickeln. Aber ich musste sofort an eine alte Geschichte denken, die mir mein Magister einst erzählte: Vulpes et corvus von Phaedrus.

War ich etwa der Rabe? Oder der Fuchs? Die Antwort wurde mir nach der Partie klar: Ich war der Käse. Mehr muss zu meiner Partie auch nicht gesagt werden.

Bei Andreas an Brett 2 sah die Eröffnung meiner Meinung nach vielversprechend aus. Erst später wurde mir klar, dass er Französisch gespielt hatte und das Ergebnis schon von Anfang an feststand. Also keine Überraschung an Brett 2 - Remis.

Tilo musste an Brett 3 gegen einen Drachen kämpfen. Nach scharfem Kampf schlug er dem Drachen den Kopf ab - nur um zu sehen, wie zwei neue Köpfe aus dem Stumpf wuchsen. Zu dieser scheinbar aussichtslosen Situation kam hinzu, dass ihm die Zeit davonlief.

Vyacheslav kam ziemlich gut aus der Eröffnung. Bevor ich das nächste Mal an sein Brett gucken konnte (mein Brett stand zwischendurch in Flammen, was meine volle Aufmerksamkeit erforderte), war seine Partie verloren. Augenzeugen zufolge soll sich ein Portal geöffnet haben, aus dem eine Hand kam und sich einen Turm klaute. Ohne Turm blieb ihm dann nur die bedingungslose Kapitulation übrig.

Hartmut kam aus der Eröffnung heraus in eine bessere Stellung, noch entscheidender war aber sein enormer Zeitvorteil. Sein Gegner fand aber einen Weg, dreimalige Stellungswiederholung zu forcieren, mit dem Manöver Sa6- Sb8- Sa6.

An Brett 6 kam Fin über ein Remis nicht hinaus. Obwohl mir Fins Stellung zeitweise angenehmer erschien, verließ die Stellung wohl nie die Remisbreite.

An Brett 7 und 8 konnten Thomas und Vitus solide punkten, was uns aber nicht vor der 3,5-5,5 Niederlage bewahren konnte.

Traurig machten wir uns durch das verschneite Elmshorn nach Hause. Als wir ins Auto stiegen, begrüßte uns das Navi mit den Worten: ,,Biegen Sie rechts ab auf den Holzweg." Ein passendes Fazit für diesen Spieltag.A