Am 21. Oktober hatten wir den jungen Großmeister Niclas Huschenbeth zu Besuch. Der Bericht eines ereignisreichen Tages.

Zur Eröffnung der DEM 2016 gab Niclas Huschenbeth ein Simultan gegen 20 Spieler. Einige bekannte Schachspieler aus der Region, natürlich auch viele Mitglieder des Lübecker SV, auch Jugendliche, aber auch einige Lübecker Spitzensportler aus anderen Sportarten bildeten die Gegnerschaft des Großmeisters.

Um 10 Uhr ging es los. Sehr erfreulich war, dass Niclas Huschenbeth sich nicht nur auf großmeisterliche Technik zurückzog, sondern auch hier und da, wo sich die Gelegenheit bot, mit attraktivem risikofreudigem Spiel für Unterhaltung sorgte. Und so kam, was dann eben passieren kann, Niclas Huschenbeth erlitt recht früh in einer Partie Schiffbruch. Am ersten Brett des Simultans hatte unsere einzige weibliche Teilnehmerin, Alexandra Mundt, Platz genommen. Unser U14 Mädchen hatte sich auf ein wildes Evans-Gambit des Großmeisters eingelassen und wurde dafür belohnt. In gerade mal 14 Zügen gelang ihr der Knockout!


Dies blieb dann die einzige Niederlage. Die Stunden gingen nun so dahin und Niclas Huschenbeth sammelte jetzt Punkt um Punkt. Die Reihen lichteten sich. Einzig Klaus Besenthal gelang es zu fortgeschrittener Zeit ein erstes Remis zu ergattern. Dann ging es auf 14 Uhr zu. Im Nebenraum bereitete man schon den Start der ersten Runde der DEM vor. Die ganze verbliebene Gegnerschaft hatte sich geschlagen gegeben. Die ganze? Nein, zwei unbeugsame LSV-Mitglieder leisteten immer noch Widerstand. Zunächst gelang Jürgen Erich das zweite Remis. Er konnte ein schlechteres Endspiel durch solide Verteidigung doch in der Remisbreite halten.

Und dann nahm sich Niclas Huschenbeth einen Stuhl und setzte sich dem Berichterstatter gegenüber. Ich stand nun schon über 4 Stunden stets etwas unter Druck, hatte aber immer alles zusammenhalten können. Jetzt sah ich eine weiße Schwerfigurenarmee auf meine Königsstellung zumarschieren. Doch auf wundersame Weise fand sich immer etwas:

Damit war der Endstand 17,5 zu 2,5 für Niclas Huschenbeth.

Nach einer späten Mittagspause ging es dann ins Vereinsheim in die Sophienstraße. Ein Thema-Simultan für die LSV-Jugend stand an. Alle 17 verfügbaren Plätze waren mit Kindern und Jugendlichen von 7 bis 17 Jahren besetzt.  Die Ausgangsstellung 1.e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 - der offene Sizilianer, wurde zunächst von Niclas in einer Stunde vorgestellt. Drachenvariante, Richter-Rauser und Najdorf waren das Thema. In der knappen Zeit konnte es natürlich nur um ein paar generelle Ideen gehen, für unsere Jüngsten allemal ausreichend. Es ergaben sich dennoch ein paar lebhafte Diskussionen, insbesondere zu möglichen weißen Figurenopfern auf b5. Das führte dann wohl dazu, das anschließend im Simultan doch oft zu optimistisch auf b5 geopfert wurde. So auch von Alexandra, die sich ein zweites Mal Niclas stellte, der sich dann aber für die Niederlage am Vormittag revanchieren konnte. Immerhin konnte Alexandra am längsten gegenhalten und spielte so die letzte Partie des Simultans.

Auch am Nachmittag spielte Niclas attraktives Angriffsschach und war erneut einmal etwas zu mutig. Anton Kroschel war der Glückliche, der die Inkorrektheit eines Turmopfers nachweisen durfte. Das Endergebnis am Nachmittag für den Großmeister schießlich 16 zu 1.

Der Abend klang dann noch mit unzähligen Tandem-Runden der älteren Jugendlichen mit großmeisterlicher Beteiligung aus. Die Jungs kamen dann noch auf die Idee mich, der gefühlt Jahrzehnte kein Tandem mehr gespielt hat, zu nötigen mit Niclas ein Team zu bilden. Wohl in der Hoffnung mich als Schwachstelle eingebaut zu haben. Sie hatten aber nicht so recht wahrgenommen, dass ich an diesem Tag mit Caissa im Bunde war. Jedenfalls gewann das Duo Huschenbeth/Weber alle Partien.

So ging schließlich ein schöner und ereignisreicher Tag am späteren Abend zu Ende. Wir bedanken uns bei dem sympathischen jungen GM Niclas Huschenbeth, dass er sich auf diesen durchaus anspruchsvollen "GM-Arbeitstag" eingelassen hat. Und unser Dank geht an Lukas Nagy, auf dessen Initiative hin das Ganze stattgefunden hat.