Sommerzeit! Ferienzeit! Openzeit!

Zwischen Saisonende und Saisonbeginn bestehen vielfältige Möglichkeiten an offenen Turnieren teilzunehmen. Größere und kleinere.

Eines der größten (vielleicht sogar das größte) ist das Internationale Chess Festival (Czech Open) im tschechischen Pardubice gut 100 Km von der Hauptstadt Prag entfernt bzw. nur noch 40 Km bis Sadowa. Besser bekannt als Königsgrätz, wo bekanntlich im sog. Deutschen Krieg zwischen Preußen und Österreich die preußische Hegemonialmacht entstand.

Bei den diesjährigen Czech Open Chess vom 25.07. – 02.08.2025 traten über 400 Spieler sowohl im Turnier „A“ als auch im Turnier „B“ gegeneinander an! Die Großmeister-Sektion „A“ mit einer durchschnittliche Elo-Zahl von 2226 und 120 Titelträger bildet das Aushängeschild. Am eher amateurhaften Turnier „C“ nahmen 167 Spieler teil. Nicht zu vergessen das 30+-Turnier mit über 100 Teilnehmern.

eew.png

Neben den Wertungskategorien A, B, C und 30 + wurden noch 14 (!) weitere Bereiche wie div. Blitzturniere oder Angebote wie Kaffeehaus oder Regenbogenschach präsentiert.

Übrigens, wenn beim Czech Open auch Schach im Vordergrund steht, umfasste dieses Event auch weitere Spielkategorien wie Bridge, Zauberwürfel, Dame oder Shogi.

Am 24. Juli machte sich die LSV-Reisegruppe unter Führung unseres Reiseleiters und Organisators Christoph Stäblein auf die ca. 750 km lange Reise. Neben dem Berichterstatter und Benjamin Borukhson, der einen Tag später anreiste, gehörten dazu:

Hanno Hellenbroich

Jonas Hieke

Eryk Janiak

Ida Rosin

Justus Sommer

Philipp Stülcken

Die Strecke Lübeck – Büchen – Prag - Pardubice verlief problemlos, sieht man von den gewohnten Verspätungen einmal ab und gegen 21.00 Uhr konnten wir im Hotel „Armost“

3ew.png

einchecken.  Die Unterkunft war den meisten von uns bereits von früheren Teilnahmen bekannt, ist relativ preisgünstig und bietet vor allem den zu schätzenden Vorteil, dass das Spiellokal in nur wenigen Fußminuten erreichbar ist. Das Frühstück

wr5.png

konnte extra gebucht werden. Davon machten aber nur Christoph und ich Gebrauch. Am Automaten Geld gewechselt und dann noch spät nach Essbaren gesucht. Schwierig in Pardubice, insbesondere nach 21.00 Uhr und ohne Detailkenntnisse der örtlichen Gastronomiescene. So landeten wir dort, wo wir vor 2 Jahren bereits einkehrten – einer Dönerbude.

zuuu8i.png

Anderentags ging es los. Turnierstart. Allerdings nur für Justus und mich. Während sich fast alle im B-Turnier (Elo 1750 – 2099) eingetragen hatten, zog es Justus in das sog. Großmeisterturnier A (Elo >= 2100), das in der Startrangliste von GM Anton Korobov (UKR) angeführt wurde, während ich selbst für das 30+ Turnier (Mindestalter 30 Jahre) votiert hatte. Denn während A und 30+ nur eine Runde pro Tag spielten, durfte B erst einen Tag später ran, hatte aber dafür am Sonntag eine Doppelrunde durchzustehen.

erttr.png       er4r4.jpg

Diesen spielfreien Tag nutzen Christoph, Hanno, Eryk, Philipp, Jonas; Ida und Benjamin für einen Kurzausflug in die Hauptstadt.

Hierzu berichte Christoph:

Bereits auf der Hinfahrt nach Pardubice kamen wir mit dem Zug durch Prag. Aus dem Zug konnten wir die Stadt aus der Ferne sehen -- manche waren schon einmal dort, die meisten aber nicht. Schon war die Idee geboren am nächsten Tag mit allen, die noch nicht Schach spielen mussten (B-Gruppe) einen kurz-Ausflug nach Prag zu unternehmen.

Zu meiner Überraschung waren alle Jugendlichen sofort dabei -- auch wenn Prag erstmal nach Kulturbesuch aussieht.

Die Fahrt nach Prag mit der Bahn war keine große Sache. Alle 10 Minuten fährt ein Zug und braucht von Pardubice nur 1 Stunde.

In Prag stand der Plan schnell fest: Spaziergang vom Bahnhof durch die Innenstadt bis zur Karlsbrücke  

 trzt.png eewi.png

u887.png

und wieder zurück.

Weitere Ideen kamen unterwegs dazu: Das Rathaus mit der Astronomischen Uhr

246u56.png

 

 mit einem Aufstieg auf den Turm mit Blick über die Stadt

7898.png 5879.png 

Positiver Nebeneffekt: Der sonnige Tag entschied sich einen kräftigen Schauer auszuschütten, in dem Moment als wir auf dem Turm waren.

Weiter ging es auf dem geplanten Weg zur Karlsbrücke. Geheimnisvolle Geschäfte mit böhmischem Glas und merkwürdigen Enten, Millionen von Quietscheenten säumten unseren Weg.

i89o0.png

Eiscreme und andere Prager Spezialitäten mussten probiert werden

ui88i7.png

bis die Imposante Brücke zum Vorschein kam.

er54.jpg

Allerdings teilten wir die Brücke mit reichlich weiteren Touristen aus aller Herren Länder.

6478758i7.png

 

Die Motivation weiterzugehen, über die Brücke rauf auf die Prager Burg

q5u.png

war sehr gering, daher ging der Weg zurück zum Bahnhof mit einem Zwischenstopp zum Mittagessen.

Ein gelungener Ausflug in eine sehenswerte Stadt!

Gespielt wurde (außer am Tag der Doppelrunde) täglich um 15.00 Uhr. Bis dahin hatte jeder Gelegenheit, seinen Vorlieben nachzugehen. Ausschlafen, das örtliche Schwimmbad nutzen, sich auf den nächsten Gegner vorbereiten oder mal die Stadt anzusehen.

 rzq5.png qe5z456.png

24565.png  653.png

wrr.png

Leider war die Wetterlage während der Turniertage eher ungünstig gemischt.

1q55z64.png

Mittlerweile kannte man sich bald auch besser im örtlichen Gastro-Angebot aus.

768764.png 5225.png

466u.png u68i78.png    

Die gemeinsamen Abendessen waren wichtige Fixpunkte der Reise.

  ztu.png 36ik8.png

Man konnte sich über die Ereignisse des Tages austauschen und Freud und Leid der Erlebnisse auf den 64 Feldern abreagieren.

Ein nicht ganz unwesentlicher Faktor auch das Kartenspiel, genauer gesagt Doppelkopf, dass eine solche Faszination ausübte, dass nicht nur während der Zugfahrten, sondern auch in den Restaurants die Karten auf den Tisch kamen, während man auf das Essen wartete.

iiui8ui57.png

Insbesondre Eryk und Jonas bauten ihre Kenntnis in dieser Disziplin vom Einsteiger bis zum Expertentum aus.  Überhaupt hatten wir durchweg eine tolle Stimmung und diese konnten auch gelegentliche Misserfolge am Brett nicht mindern.

Leider schrumpfte im Laufe der Zeit unsere Reisegruppe etwas. Hanno ging es bereits in der fünften Runde nicht gut und da sich das auch nicht kurzfristig signifikant besserte, trat er anderentags die Heimreise an. Mittlerweile ist er aber wieder wohlauf.

Auch Justus reiste nach der siebenten Runde ab. Das allerdings war so vorgesehen, da er rechtzeitig das

Sparkassen Chess Trophy 2025 A-Open

erreichen wollte, wo er in Runde 1 auf IM Marius Deuer traf.

rtgt5tr.png

Neben Justus wurden in Dortmund auch von Bruno Engel, Michael Ehrke und Levi Malinowsky die LSV-Farben vertreten.

Und damit kommen zum schachsportlichen Teil. An vier Vormittagen wurden Blitzturniere angeboten. Dreimal Einzel, einmal Mannschaft.

Während ich an allen Einzelblitzveranstaltungen teilnahm, begnügte sich Christoph mit einem Auftritt.

rrzjz.png

Zwar hatten wir beide mit den Preisrängen nichts zu tun, doch kam Christoph klar über 50 %, während ich leicht drunter blieb. Die Turniere waren aber auch stark besetzt 😁

Im Mannschaftswettbewerb stellten wir mit Eryk, Christoph, Jonas, mir und Ida ein Fünferteam unter dem respekteinflößenden Namen „Lübeck Knightmare“ auf. Große Ehrfurcht brachte man uns leider nicht entgegen. Auch, wenn hier Jonas hier wohl Christoph einige Tipps gegeben hat.

wrruz67.png

 Immerhin gelang uns, einige Mannschafts-Remis zu sichern.

uuki468i.png 35777.png 

7u7.png  tu6k46u8.png

 3515.png

Das war natürlich nur ein Nebenschauplatz. Die Musik spielte täglich um 15.00 Uhr bei A, B und 30 +. Wie war es nun für uns gelaufen? Im Großen und Ganzen durften alle zufrieden mit dem Abschneiden sein, auch wenn der eine oder andere kritisch mit sich ins Gericht ging.

Im A - Turnier war mit Justus der einzige LSV-Vertreter im Feld. Da Justus wegen Dortmund nach 7 Runden mit 50 % passen musste, lässt sich die Leistung nur schwer einschätzen.

Sieger wurde GM Alexander Donchenko

ert26u.png

mit 8 Punkten (2 Remis) aus 9 Runden. GM Anton Korobov landete als Setzplatzerster auf dem sicherlich für ihn enttäuschenden Rang 17.

Im B – Turnier waren gleich 7 Spieler von uns dabei und Eryk

rtz.png

spielte ein Top-Turnier. Von Startrang 83 auf Platz 9. 6,5 Punkte bei einer Eloperformance von 2090. Das ergab einen Elo-Rating-Zuwachs von 50,6 Punkten. Stark!

Eryk hat hier seine Partie aus der vierten Runder kommentiert zu Verfügung gestellt:

Einen halben Punkt weniger erzielte Christoph,

rzzzu7z.png

was in der Endabrechnung Platz 21 bedeutete. Allein 16 Spieler kamen auf 6 Punkte. 4 Siege und 4 Remis. Dazu eine Niederlage in Runde 4, der eine perfekte Vorbereitung des Gegners zugrunde lag.

Christoph hat hier 4 Partiefragmente kommentiert.

Platz 49 für Jonas.

tuzu876.png

5,5 Punkte. Von Startrang 80 auf 49. Also ein Top 50-Resultat. Jonas schwächelte etwas am Turnieranfang (Runden 2 und 3), um so stärker sein Schlussspurt und am Ende noch 2 Siege.

Auch Philipp

z6uj7i7.png

Dürfte die Heimreise nicht unzufrieden angetreten haben. Mit seinen 4,5 Punkten verbesserte er sich um 40 Plätze. Interessant: Einen Verlust und 7 Mal Remis – und ein Sieg:

Etwas unzufrieden war wohl Benjamin,

u4768o87.png

der mit 4 Zählern knapp unter 50 %. Tragisch die 7. Runde, als er in klarer Gewinnstellung die Zeit überschritt. Bitter. Hier aber ein schöner Sieg im Panov-Angriff gegen Caro-Kann:

Hanno

zuzki.png

musste ja leider das Turnier frühzeitig beenden. Zu diesem Zeitpunkt lag er bei 50 %. Platz 186. Dennoch ein Mini-Elo-gewinn von 3,2 Punkten.

Schließlich in dieser Gruppe noch Ida

rzzz.png

Sie erwischte einen wahrlichen unglücklichen Turnierbeginn. Aber dann – 3,5 Punkte in der zweiten Turnierhälfte und eine Platzverbesserung von etwa 30.Alles wieder gut! Dazu noch 8 Elopunkte gewonnen.

Und dann war da noch die 30 +. Alle Teilnehmer mussten hier mindestens 30 Jahre alt sein. Ich entschied mich hierfür, da es mich vor 2 Jahren ziemlich nervte auf Kinder mit schwacher Elo zu treffen, die aber um ein paar hundert Punkte stärker waren – mit den entsprechenden deprimierenden Resultaten.

Auch die 30+ kein Zuckerschlecken. Viel Mühe. Die 4 Punkte brachten mich auf Rang 70 von 62b gegen eine Performance von 1812. Manchmal auch zu schnell und/oder ängstlich performt

So gelang es mir beispielsweise als Weißer nicht gegen einen 1977er diese Stellung

rwtrzw.png

mit mir am Zug remis zu halten

Oder ich „traute“ mich nicht, auf Gewinn zu spielen, wie in dem folgenden Beispiel:

Die turnierabschließende letzte Runde war aus LSV-Sicht besonders erfreulich. Von 7 möglichen Punkten holten wir 6,5. Da schmeckte das gemeinsame Abendessen beim Nepalesen besonders lecker!

Am Sonntag, d. 03.08. die Heimreise.

errehz.jpg

Auch die Rückfahrt via Pardubice – Prag – Berlin – Bad Kleinen – Lübeck bescherte uns allerlei Verspätungen. Insbesondere die Fahrt von Bad Kleinen nach Lübeck in einem total überfüllten Zug hatte es in sich.

77i6874.png

Doch am 03. August um 19.30 Uhr trafen wir dann doch in Lübeck ein.

Abschließend gilt unser besonderer Dank an Christoph, der das ganze Unternehmen tadelfrei organisiert hatte. Das ging von der Turnieranmeldung, der Buchung der Zugverbindungen bis zur Hotelreservierung. Darüber hinaus war Christoph 24 h – Ansprechpartner in allen Lebenssituationen, die eine Auslandsfahrt bereithalten kann und half zudem erfolgreich bei Analysen und schachlichen Vorbereitungen.

Albert Einstein sagte einmal: Planung kann helfen, unerwünschte Zufälle zu vermeiden, kann aber auch zu Fehlern führen, wenn sie nicht sorgfältig durchgeführt wird.  Da alles wunderbar geklappt hat, wird es Akkuratesse nicht gefehlt haben.

Ich denke, allen hat das Unternehmen Pardubice 2025 viel Spaß gemacht. 2026 auf ein Neues?

Fotos

Czech Open

Reinhard Depping

Eryk Janiak

Ida Rosin

Christoph Stäblein

Eckhard Stomprowski