Das war Jugendschach vom Feinsten, was am 27. November im LSV-Vereinsheim geboten wurde. In der Jugendbundesliga boten sich der Lübecker SV und die Gastmannschaft vom Hamburger SK einen hochklassigen Wettkampf, mit dem einzigen Manko aus Lübecker Sicht, dass am Ende eine 2:4-Niederlage dabei herauskam. In der Jugendbezirksliga kam das junge Team LSV 7 dagegen zu maximalem Erfolg: 4:0 gegen Bad Schwartau 3.

 

Jugendbundesliga

In der Jugendbundesliga kam der Hamburger SK mit einer Top-Mannschaft in die Sophienstraße. Das hatten wir schon erwartet, denn durch die überraschende Niederlage der Hamburger gegen Lehrte waren diese bereits unter Erfolgsdruck. Wir waren daher darauf eingestellt und so entwickelte sich ein spannender und packender Wettkampf, in dem auch lange unklar war, wohin er sich entwickeln wird. An allen Brettern wurde auf den vollen Punkt gespielt und erst in der Zeitnotphase kippte der Wettkampf dann zugunsten des Hamburger SK.

Im Einzelnen: Es begann recht gut für uns, den Frederik brachte uns an Brett 4 mit 1:0 in Führung. Gegen Jakob Leon Pajeken hatte er rechtzeitig die Mittellinien gegen den unrochierten König geöffnet. Im anschließenden Scharmützel konnte der Hamburger zwar das Matt vermeiden und bis auf je einen Turm auch alle Figuren abtauschen. Nur hatte Frederik dabei drei Bauern eingesammelt und den Rest wollte sich sein Gegner dann auch nicht mehr zeigen lassen.

Der Ausgleich zum 1:1 folgte jedoch nur kurze Zeit später durch die Niederlage von Fin gegen Henning Holinka an Brett 5. Fin war schon mit gedrückter Stellung aus der Eröffnung gekommen, was ihn zudem auch noch Unmengen an Zeit kostete. Und so ging dann fast folgerichtig bei knapp werdender Zeit eine Qualität und damit wenig später auch die ganze Partie verloren.

Die Vorentscheidung fiel dann an den Brettern 2 und 3. Alexander hatte im Duell der Fidemeister gegen Julian Kramer an Brett 2 in der Eröffnung einen Zentralbauern mitgenommen, kämpfte dafür aber noch mit Entwicklungsrückstand. Ein spannendes und trickreiches Mittelspiel wurde dann von beiden geboten. Julian Kramer gewann den Bauern zurück, Alexander konnte dafür leider seinen König nicht so wirklich in Sicherheit bringen und lief dann in Zeitnot in ein Mattnetz – der volle Punkt für den HSK. Umgekehrte Vorzeichen an Brett 3. Hier hatte Kevin gegen Bardhyl Uksini in einem Wolgagambit Angriff gegen den etwas luftig stehenden weißen König. Das sah gut aus, aber vielleicht war das auch nur eine optische Täuschung. Kevin kam nicht wirklich an den König ran, befeuerte seinen Angriff dann noch durch ein Qualitätsopfer. Es half nichts, der Angriff wurde zurückgeschlagen und mit Qualität weniger war das Endspiel verloren – 1:3 gegen den HSK.

Es liefen jetzt noch die Partien an den Brettern 1 und 6. Martin hatte es am Spitzenbrett mit Hamburgs Supertalent Luis Engel zu tun. Mit Schwarz stand er ständig unter Druck und schien auch im Endspiel auf der Verliererstraße zu sein. Aber Martin zeigte seine Kämpferqualität. Mit trickreichem Spiel konnte er ein Endspiel mit Turm und ungleichfarbigen Läufern erreichen, in dem ihm eine Blockade des gegnerischen Mehrbauern auf seiner Läuferfelderfarbe gelang. Damit rettete Martin das Remis, mehr war hier nicht drin.

Schließlich spielte noch an Brett 6 Tilo mit Weiß gegen Michael Ellbracht. Tilo hatte ich als Joker für den HSK-Wettkampf ausgewählt. Er ersetzte von der Stammmannschaft Tigran, der dieses Wochenende das Heusenstamm-Open spielte. Da dort auch der HSK vertreten war, nahm ich an, dass den Hamburgern unser Ersatzbedarf bekannt ist. Und da bot sich Tilo als unerwarteter Ersatzspieler geradezu an. Er hatte mich schon im Korbacher Open überzeugt und aktuell in der Landesliga der Jugend wie der Erwachsenen gerade 1800-1900 DWZ niedergestreckt. Und er konnte dann auch in seiner Partie seine Klasse zeigen. Mit überraschenden Zügen hatte er die Dame seines 200 DWZ schwereren Gegners in eine missliche Lage gebracht, aus der diese nur durch Hergabe einer Qualität befreit werden konnte. Fortan spielte nur noch Tilo auf den vollen Punkt. Im Endspiel gab er dann völlig korrekt die Qualität für ein gewonnenes Bauernendspiel zurück. Allerdings erforderte das noch etwas Präzision und bei zu Ende gehender Bedenkzeit war es dann ein unachtsamer Zug, der die Partie dann noch ins Remis gehen ließ. Endstand 2:4.

Dem Team ist kein Vorwurf zu machen, es hat alles gegeben. Und es ist auch nicht so viel passiert, in der Tabelle liegen wir noch einen halben Brettpunkt vor dem HSK. Es führt ungeschlagen Doppelbauer Kiel und es sieht wieder nach einem Wettkampf dieser drei Teams um die Spitzenplätze aus.

 

Jugendbezirksliga

LSV 7 trat an diesem Wochenende gleich zweimal an. Am Samstag als LSV 2 im Jugendmannschaftspokal und am Sonntag in der Jugendbezirksliga. Für den erkrankten Mattis wurde Ersatz benötigt. Im Pokal konnten wir „von oben" mit Vitus Nassat auffüllen, das war in der Liga natürlich nicht möglich. Am Samstag hatte mir Joa Max schon mal sein „Anforderungsprofil" für den Ersatz am Sonntag vorgegeben: „Nicht so einen jungen, der noch nicht weiß, wie man den König rochiert".

Nun es wurde mit Jan Ole Widderich ein zwar junger Ersatzspieler, der aber sehr wohl weiß wie man Schachpartien erfolgreich gestaltet. Figuren entwickeln, Zentrum besetzen, König rochieren, Türme auf die offenen Linien. Das überforderte seinen Gegner. Es wurde Material eingesammelt, damit ein Bauer zur Dame gebracht und mattgesetzt. Genauso gut konnten es auch an den anderen Brettern die drei Stammspieler Joa Max, Dima und Paul, so dass am Ende ein glattes 4:0 gegen Bad Schwartau 3 notiert werden konnte.