Ist Schach Wissenschaft oder Kampf?

Mit unseren bisher errungenen 3 Punkten im Gepäck fuhren wir heute das zweite Mal diese Saison nach Kiel. In Friedrichsort ging es, da machte sich niemand etwas vor, um den Abstieg. Friedrichsort im Ausweichlokal Kulturladen Leuchtturm, der allerdings nicht so wirklich im Stadtbild auffällt.

Beide Mannschaften in recht guter Besetzung, so ging es los.

Nach kurzer Zeit ein Rundgang, Horst an Brett 4 stand bereits bedenklich, ein weißer Bauer in seiner Stellung behinderte ihn doch erheblich. An den anderen Brettern noch nicht so viel los. Nach 10, 11 Zügen dachte ich, dass ich in meiner Partie bombig stehe. Mein Gegner hatte sich etwas passiv in der modernen Verteidigung aufgebaut. Aber dann… Wen das Drama interessiert, der kann sich die Partie ansehen, ich habe mich mit Kommentaren noch zurückgehalten.

Später erinnerte ich mich, dass mir solche Partien öfter passieren. Öfter jedenfalls als mir lieb ist. Vielleicht sollte ich doch mal ein Trainingsseminar machen, Spielen in besseren Stellungen, so etwas soll es ja geben oder einfach besser die Augen aufmachen.

Sei‘s drum, nachdem ich meinen Springer einfach so habe stehen lassen, konnte ich mich um die anderen Partien nicht großartig kümmern. Ich war bemüht, meinen Schaden wieder gut zu machen.

Ulrich hatte als erster ein Remisangebot angenommen, später tat Max es ihm gleich. Tilo hatte die Eröffnung auf das Brett bekommen, die er im Auto noch studiert hatte. Ob es an dieser Vorbereitung lag, dass sein Gegner irgendwann eine Figur einstellte und danach die Partie aufgab? Thomas hatte remisiert und Horst hatte irgendwie seinen Kopf aus der Schlinge gezogen und seinerseits die bereits verloren geglaubte Partie gewonnen. Rouven musste leider seinem Gegner zum Sieg gratulieren. Aber dennoch - wir lagen 3,5:2,5 in Führung!

Dann die Zeitnotphase, die bei mir sehr unauffällig verlief. Ich hatte zwar nur wenig Zeit, konnte aber mit Schachgeboten einigermaßen gelassen die Zeitkontrolle erreichen. Kurze Irritation gab es, da mein Gegner nur 38 Züge notiert hatte, als mein Blättchen fiel, das war aber alles kein Problem.

Bei Heiko ging es hektischer zu, und hier ging die Partie dann auch an Friedrichsort. Am Ende waren es einige Mehrbauern, die Heiko aufgeben ließen. Es stand also 3,5:3,5.

Ich hatte mittlerweile in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern abgewickelt, jaja, obwohl ich weiß, dass da die Remistendenz sehr, sehr hoch ist, aber ich hatte immerhin 2 Mehrbauern. Bei korrekter Verteidigung wäre da auch nichts zu machen gewesen und wir hätten uns über ein 4:4 nicht beschweren können.

Aber eine Partie ist erst zu Ende, wenn sie zu Ende ist. Vielleicht verließ sich mein Gegner auch darauf, dass das Endspiel immer remis ist, aber ich ergriff meine letzte Chance. Und so konnte ich das Drama für mich und viel wichtiger für LSV IV entscheiden.

Und übrigens, Schach ist Kampf, jedenfalls wenn ich mit am Brett sitze.